Wie funktioniert "Quantitative Easing" (QE) ? (Reuters/cash.ch/24.01.2015)
Die FED in Amerika hat's gemacht und ebenso die BoE (Bank of England), die BoJ (Bank of Japan) und zuletzt die EZB.
Die EZB will für mehr als eine Billion Euro Staatsanleihen und andere Wertpapiere kaufen. Wie funktioniert dieses Instrument und was soll es bringen?
Mit dem Kauf von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren soll ein Preisverfall auf breiter Front
verhindert werden, der die Wirtschaft auf Jahre lähmen kann. Im Fachjargon werden die Käufe
"Quantitative Easing" (QE) genannt. Es folgt ein Überblick über das umstrittene Instrument:
Deflationsbekämpfung
Das schärfste Schwert der Europäischen Zentralbank (EZB) ist in normalen Zeiten der Leitzins.
Dieser liegt aber seit längerem bereits bei 0,05 Prozent. Damit ist die Waffe stumpf geworden.
Die Notenbank muss also andere Massnahmen ergreifen, um eine Deflation abzuwenden. Denn
die EZB strebt eine Inflationsrate von knapp zwei Prozent an. Davon ist sie derzeit meilenweit ent-
fernt. Zuletzt fielen diePreise in der Euro-Zone sogar um 0,2 Prozent. Warum ist das gefährlich?
Verbraucher halten sich dann oft zurück, weil sie erwarten, Produkte bald noch günstiger zu be-
kommen. Unternehmen verdienen weniger, bauen Personal ab und investieren kaum noch. Eine Abwärtsspirale kommt in Gang, die nur schwer zu stoppen ist.
Geldschwemme
Um eine solche Situation zu verhindern, werden nun riesige Summen in den Geldkreislauf gepumpt. Gut 1,1 Billionen Euro stehen im Raum. Das kann über QE am leichtesten erreicht werden. Die EZB kauft dann den Geschäftsbanken im grossen Stil Wertpapiere - insbesondere Staatsanleihen - ab. Denn im Vergleich zu anderen Schuldtiteln wie Unternehmensanleihen ist der Markt für staatliche Bonds in Europa deutlich grösser - die EZB kann daher hier die grösste Wirkung erzielen. Dabei schafft die Notenbank durch die Käufe zusätzliche Liquidität - sprich sie druckt mehr Geld.
Was soll QE bringen?
Kauft die Notenbank massenhaft Staatsanleihen, steigen tendenziell die Anleihenkurse und die Renditen sinken entsprechend. Das Kalkül: Banken werden aus diesen Schuldtiteln herausgedrängt, da sie weniger Zinsen bringen. Sie haben dann mehr Kapital für andere Bereiche zur Verfügung - und vergeben idealerweise wieder mehr Kredite. Damit würde die Geldschwemme der lahmenden Wirtschaft zugutekommen. Auch die Teuerungsrate würde dann tendenziell wieder steigen.
Andere Notenbanken - etwa in den USA oder Grossbritannien - haben nach der Finanzkrise 2008 bereits zu diesem Instrument gegriffen, um ihre Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Auch die Notenbank in Japan - das Land steckte jahrelang in einer Deflation - versucht damit der Konjunktur auf die Sprünge zu helfen.
higher inflation = higher interest rates
higher interest rates = more incentive to save
more saving / less spending = less money circulating in economy
less money circulation = slower economy = lower Inflation
low inflation = lower interest rates
lower interest rates = more incentiv to spend on cars and homes
more spending = more money circulation in the economy
more money circulating = faster economy = higher inflation
Die oben beschriebene Systematic funktionierte jahrzehntelang und ist seit geraumer Zeit in den USA, Europa und Japan im Einsatz. In den letzten Jahren wurden sogar Negativzinsen eingeführt, um die Wirtschaft anzukurbeln und dem Schreckgespenst "Deflation" zu entkommen. Zunehmend wird jedoch klar, dass diese Steuerungsmassnahmen der nationalen Notenbanken einen unge-nügenden Einfluss auf die Wirtschaft haben.
Im Bewusstsein dieser Situation wird seit neuestem das "Helikoptergeld" diskutiert. Eine Massnahme die sehr kontrovers diskutiert wird, da sehr wenig Erfahrung damit besteht und dies ein sehr unberechenbares Instrument ist.
Was ist Helikoptergeld?
Finanziert sich ein Staat direkt durch die Notenbank, spricht man von Helikoptergeld, weil der US-
Ökonom Milton Friedman einmal scherzhaft vorschlug, das Geld aus Helikoptern abzuwerfen. Im Kern
handelt es sich dabei um die permanente Schaffung von Geld durch die Notenbanken. Es ist eine
Form von Fiskalstimulus, die allerdings keine Erhöhung der Staatsverschuldung verursacht, da die
Mittel direkt von der Zentralbank fliessen und nicht durch die Ausgabe neuer Anleihen aufgenommen
werden. Dadurch werden geld- und fiskalpolitische Grenzen verwischt. In vielen Staaten ist
diese monetäre Staatsfinanzierung deshalb verboten.
Da die Transaktion direkt zwischen Finanzministerium und Zentralbank abgewickelt wird, kann der
Bankensektor umgangen werden. So wird sichergestellt, dass die Liquidität tatsächlich in der
Wirtschaft ankommt und nicht gehortet wird.
Grundsätzlich gibt es vier verschiedene Varianten der Umsetzung:
1. In der radikalsten Version kann die Notenbank das neu geschaffene Geld direkt den privaten Haushalten zukommen lassen, sei es mittels Checks oder durch Überweisungen aufs Bankkonto.
2. Oder sie kauft Staatsanleihen, um die Zinslast der Regierung zu reduzieren - ähnlich wie bei der bereits heute praktizierten quantitativen Lockerung, Allerdings werden die Bonds direkt vom Finanzministerium und nicht auf dem Sekundärmarkt erworben.
3. Drittens besteht die Möglichkeit, dass Notenbanken direkt Staatsanleihen erwerben, die jedoch eine unbegrenzte Laufzeit aufweisen und keinen Coupon abwerfen.
4. In der vierten Spielart erlässt die Notenbank dem Staat unilateral die Schulden - die von ihr zu einem früheren Zeitpunkt erworbenen Staatsanleihen werden sozusagen abgeschrieben, was die Staatsverschuldung reduziert.
Gemeinsam ist allen Ansätzen, dass sie darauf abzielen, die Inflationserwartungen der Wirtschaftsakteure anzuheben und das Bargeldhorten unattraktiv zu machen. Die Geldmenge muss deshalb permanent erhöht werden. Dann wird das Geld - so die Hoffnung - investiert oder konsumiert, sodass die Konjunktur wieder Tritt fasst. Der Teufel steckt jedoch im Detail: es dürfte äusserst anspruchsvoll sein, das «richtige» Mass an Inflation zu schaffen. Schiessen die Notenbanken übers Ziel hinaus, drohen verheerende Konsequenzen. Kaum abzuschätzen ist auch die Reaktion der Anleihenmärkte: Was geschieht, wenn sie in Panik verfallen und die Bondrenditen in die Höhe schiessen?
Die Idee des Helikoptergeldes ist nicht neu. Erstmals formuliert wurde sie von Milton Friedman 1948 in einem Aufsatz in der Zeitschrift American Economic Review. Er schlug diesen Ansatz als möglichen Ausweg aus der von John Maynard Keynes beschriebenen «Liquiditätsfalle» vor. Damit bezeichnete Keynes eine Situation, in der die traditionelle Geldpolitik der Notenbanken versagt. Ähnlich wie heute ist in einer solchen Konstellation der Normalfall, in dem niedrige Zinsen Konsum und Produ-ktion beleben ausser Kraft gesetzt.